VERANSTALTUNGSKONZEPT FÜR EIN KULTURFESTIVAL
Master Information und Kommunikation
Konzept, Design Research, Corporate Identity, UX
im Team mit Marie Bley, Michelle Deckers und Anna Milde
Ob Leipzig, Berlin oder Münster: Städte locken Menschen aus dem Umland mit vermeintlich unschlagbaren Benefits an. Allen voran stehen zahllose Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung in unterschiedlichsten Lebensbereichen und ein stetiger Wandel, der kurzweilige und vielseitige Vergnügungsaktivitäten verspricht.
Doch was passiert im Dorf, wenn sich das Leben in die Stadt verlagert? Wie können Vorurteile und falsche Vorstellungen gegenüber dem Dorfleben geschmälert oder sogar beseitigt werden? Mit welchen Schwierigkeiten haben sie zu kämpfen? Was macht ein Dorf besonders? Und wie kann die Vielfalt des Dorflebens für Außenstehende erfahrbar gemacht werden?
Um diesen Fragen gezielt nachzugehen und Lösungsansätze zu finden, folgten wir größtenteils klassischen Design Thinking Prozessen, die zunächst den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt und nicht die Lösung oder die Komplexität des späteren Produkts. Nach ausgiebiger Recherche mit abschließendem Fazit konnten wir die Problemstellung ermitteln und Ziel, Idee und Medium genau festlegen. Wir führten Interviews durch, erstellten Personas mit Customer Journeys und analysierten ähnliche, bereits bestehende Lösungsansätze auf deren Funktion, Kosten und Alleinstellungsmerkmale. Aus diesen Daten entwickelten wir schließlich das Konzept Dorf auf Zeit, das im Anschluss mit 3D-Modellen und einer gestalterischen Identität auch visuell greifbar gemacht wurde.
Das Festival teilt sich auf in fünf Locations: Dorfplatz, Einfamilienhaus, Dorfkneipe, Jugendtreff und Dorfladen. Da das Konzept nicht nur für die Stadt Münster, sondern universell in vielen Städten anwendbar sein soll, gibt es für jeden Spot stets verschiedene Varianten, bei denen aber immer ein Modul je Spot als Kernelement vorhanden bleibt. Kommt es in einer Stadt mal zu einer weniger inhaltsbeladenen Anwendung, wird die Location trotzdem durch charakteristisch signifikante Eigenschaften erkennbar gehalten. Eigenschaften wie Modularität sind uns für die Gestaltung der einzelnen Spots besonders wichtig, ebenso wie eine gewisse Weitläufigkeit, die Dörfer an sich generell ausstrahlen.
Eine Besonderheit, die Dörfer und Städte gemeinsam haben, sind Wappen. Durch sie bekommen sowohl Dörfer als auch Städte ein offizielles Erkennungsmerkmal. Da Wappen einen altertümlichen und sehr traditionellen Eindruck verleihen, sie aber auch ein Symbol der Zugehörigkeit sind, möchten wir als Corporate Identity auch ein Wappen für das Dorf auf Zeit kreieren.
Das Logo setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Der erste Teil ist ein Wappen. Dabei haben wir uns von den typischen Wappenformen und dem Symbol des Schlosses, das in der Heraldik für Offenheit und Verschlossenheit zugleich steht, inspirieren lassen. Diese Doppeldeutigkeit fasst den Grundgedanken unserer Leitidee perfekt zusammen. Letztendlich haben wir die Eigenschaft des Schlosses, seine »Aufgeschlossenheit« und die Form eines Wappen in einem Symbol zusammengefasst. Die herausbrechende Ecke ist eine Neuinterpretation eines offenes Schlosses und greift somit die Doppeldeutigkeit »Offenheit / Verschlossenheit« wieder auf. Zudem unterstreicht es die Modularität und die Möglichkeit der Neuanordnung des Dorfes auf Zeit.
Der zweite Teil des Logos besteht aus dem Namen des Dorfes auf Zeit. »Kurzweiler«. Die gestalterische Besonderheit des Schriftzugs ist erst auf den zweiten Blick erkennbar, denn er ist eine Mischung aus zwei Schriften, der Germania One und der Relevant. Die Germania steht für Tradition während die Relevant die Moderne repräsentiert. Die Mischung der beiden Schriften wirkt spannend, aber dennoch harmonisch, und verleiht dem Logo einen frischen Look.
Wie sich bereits vermuten lässt, nutzen wir für den Schriftzug kurzweiler eine Mischung aus zwei sehr unterschiedlichen Schriften. Als Basis dient die Relevant. Sie ist eine serifenlose, lineare Antiqua mit klassizistischem Charakter. Durch ihre gleichbleibende Strichstärke wirkt sie sehr geradlinig, stabil und modern. Sieht man genauer hin, entdeckt man kleine Details wie z.B. die strenge Rundung des kleinen Ls oder der schmale Abstand des i-Punkts zu seinem Stamm. Durch ihre zurückhaltende und frische Eleganz, lässt sie der zweiten Schrift, die vorwiegend als Schmuckelement genutzt wird, den Vortritt. Durch ihre angenehme x-Höhe kann sie auch für den Fließtext und andere Auszeichnungen verwendet werden.
Die Germania One ist eine moderne Version einer FrakturSchrift. Sie besitzt steile Kanten und eine massive Strichstärke, wirkt aber aufgrund von gut eingesetzten Rundungen weicher und durch ihrer Schnörkellosigkeit, sehr klar und aufgeräumt. Durch diesen Kontrast, Masse versus Lieblichkeit, macht sie einen dramatischen Eindruck.
Beide Schriften weisen sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten auf. Beide haben eine gleichbleibende Strichstärke und versteckte Details, die gut zusammen spielen. Jedoch verkörpert die eine Tradition und die andere Zeitlosigkeit. Genau diese Spannung zwischen ihnen erzeugt ein angenehmes Zusammenspiel, bei der sich die Schriften an verschiedenen Momenten gegenseitig den Vortritt überlassen und sich unterstützen.
Projekt teilen: